Montag, 18. Dezember 2017

Gott du passt einfach nicht in unser Denkschema - Gedanken zur Weihnachtszeit



Gott du passt einfach nicht in unser Denkschema
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Mit Josef hast du dir ja einen soliden und praktisch begabten Zimmermann als Adoptivvater für deinen Sohn ausgesucht. Als Zimmermann hat er es gelernt, eine Unterkunft für seine Familie zu errichten. Sicher hätte er auch eine schöne gehabt. Als Mann vom Fach hätte er sich bestimmt etwas Nettes einfallen lassen, für seine Frau und den versprochenen Retter. Die Wiege war sicher auch schon geschnitzt und erwartete ihren neuen Besitzer. Doch alles was ein Mensch hätte tun können, um deinem Sohn die Ankunft in unserer kalten Welt etwas angenehmer zu machen, lehnst du ab. Mitten in die gesellschaftliche Krise einer Volkszählung unter Fremdherrschaft schickst du ihn hinein. Das Chaos war fast schon vorprogrammiert. Überall Leute, keiner wusste wohin, jeder suchte den besten Herbergsplatz für sich. Diese Unsicherheit, was wird wohl werden, wie viel Abgaben mussten sie an den Cäsar machen, wie werden sie ihre Existenz sichern können. Viele Leute wimmeln, fern von ihrem Wohnort, jetzt alle in Bethlehem umher, so viel Neues so viel Ungewissheit.
Und ausgerechnet in diese Situation schickst du den Zimmermann mit seiner hochschwangeren Frau, die auch noch dein Kind trägt, hinein. Hättest du es dir nicht ein bisschen stressfreier aussuchen können? Obwohl die beiden wussten, wer da auf die Welt kommen wird, war es auch nicht der geeignete Zeitpunkt die Werbetrommel für dich zu schlagen. Mit einem Slogan: “Macht Platz für den Messias, denn er wird von meiner Frau demnächst geboren!” wäre man damals sicher nur belacht worden und heutzutage gar für verrückt erklärt worden. Du hättest nur ein Wort sagen müssen und der beste Palast und die beste Versorgung wären deinem Sohn bereitgestanden. Aber du wolltest das nicht. Deine Wege sind ganz anders. Auf menschlichen Komfort jeglicher Art musste dein Sohn verzichten. In der Kälte der Nacht mitten in einem Stall voller Tiere ohne jegliche Hilfe von Experten oder gar der notwendigen Hygiene, kommt der Retter der Welt, ganz ab vom Trubel und vom Interesse der Öffentlichkeit, auf die Welt. So hatten sich es die Menschen, die auf den Messias warteten, aber nicht vorgestellt!  Ein über Generationen erwarteter und so vielversprechender Heiland darf doch nicht so erbärmlich das Licht der Welt erblicken!!! Wo gerade er das Licht der Welt ist, aber seit seinem ersten Atemzug musste er die Dunkelheit und Verblendetheit der Welt spüren. Alle sind nur mit sich selbst beschäftigt, jeder denkt und sorgt sich nur um den Augenblick und ganz nebenher passiert die größte Sensation die es jemals in der Weltgeschichte gegeben hat. Während die Masse ahnungslos dahinlebt, kündigt sogar das Universum die Ankunft deines Sohnes an. Du mobilisierst die himmlischen Heere, nicht etwa für einen spektakulären Auftritt vor den Herrschern und Prominenz der damaligen Welt, sondern für ein paar Hirten fern ab vom Gewirr und mitten in der Nacht. Dein Spektakel galt in dieser Nacht den einfachen Menschen, denen die ein offenes Ohr hatten. Obwohl die Gelehrten aus deinem Volk sich sicher nichts mehr gewünscht hätten, als dann zu leben, wenn der versprochene Messias kommt, hast du es ihnen nicht verraten. Stattdessen schickst du ein paar Ausländer daher, die nicht einmal zu deinem auserwählten Volk gehörten und lässt sie verstehen, was du in die Sterne geschrieben hast. Erst über die Umwege der römischen Besatzungsmacht erfahren deine Gesetzeshüter was geschehen ist und nach einigem Suchen finden sie ja dann auch den Ort, den du ihnen als Geburtsort des Retters vorausgesagt hast. Welch eine Blamage für deine Vertreter unter dem Volk!  Erst nachdem das Wunder der Ankunft deines Sohnes bereits vollbracht war, lässt du die, die sich mit deinem Wort am besten auskennen sollten, daran teilhaben. Nur gut, dass du auf sie nicht angewiesen warst!
Mir fällt auf, dass es nicht das Wissen, sondern das Herz der Suchenden ist, das dich motiviert dich zu zeigen. Die Mächtigen, die Gelehrten und die Reichen hast du in dieser Nacht einfach links liegen gelassen. Und, dass es in der Herberge nicht einmal einen Platz für deinen Sohn gab, zeigt wie wenig sich die Masse mit dir befasst. Ihnen bist du schlicht weg egal. Hauptsache sie bekamen was sie wollten - vor über 2000 Jahren.
Doch ist es heute anders? Hat sich überhaupt auch nur ein bisschen verändert? Das emsige ein und aus der Leute heute scheint nicht viel anders zu sein. Viele kämpfen um ihre Existenz und der Vater Staat fordert auch heute noch sein Tribut. Mir scheint, wir sind heute genauso verblendet und mit unseren allzu wichtigen Kleinigkeiten beschäftigt wie damals. Dein Sohn könnte heute direkt neben uns stehen und wir würden uns noch darüber beklagen, dass uns jemand im Weg steht. Der, der der Weg zum Leben ist, der die Antworten auf unsere Fragen und Not kennt und uns an der Hand nehmen will, den schieben wir geschäftig beiseite. Wir ignorieren ihn einfach. So als hätte er ja doch von nichts eine Ahnung. Seine Liebe und Güte ist uns auch heute oft noch allzu fremd. Mit seiner Sanftmut fangen wir nichts an, weil wir es gewöhnt sind, dass uns der andere nur ausnützt und seinen eigenen Profit machen will. Bei uns geht es nur ums bloße Überleben. Die Wärme und Liebe, die von deinem Sohn kommt, kennen wir doch gar nicht mehr. Wir wurden schon zu oft betrogen und ausgebeutet. Unsere Illusionen platzen ständig wie Seifenblasen, soll es denn jetzt anders sein? Obwohl dein Sohn unsere Welt wie ein Lichtstrahl erleuchtet und wie ein Feuer ist, das uns in der Kälte wärmt, haben wir unsere Herzen verschlossen und sind für seine Liebe erkaltet. Er ist uns einfach egal und von unserer Realität zu weit entfernt.
Doch da gibt es auch diejenigen, denen er alles andere als egal ist. Für die war er damals schon eine Bedrohung. Ein neuer König soll geboren sein, fragte der römische Herrscher König Herodes die Weisen, und wollte von ihnen wissen, wo er ist, damit er ihn umbringen könne. Denn er sah seine Macht bedroht. Damals vielen viele kleine Babys der Herrschsucht eines Tyrannen zum Opfer. Und der Retter der Menschheit war auf der Flucht, obwohl er selbst wahrscheinlich noch nicht einmal gehen konnte.
Gott was hast du dir denn dabei gedacht? Wir hätten uns da etwas ganz anderes ausgemalt. Das passt überhaupt nicht in unser Denkschema! Der, der uns das Leben rettet, musste um sein eigenes Leben bangen, denn von klein an gab es Menschen die sich von ihm bedroht fühlten.
Und heute? Wie viel Ungerechtigkeit ist die Folge von Macht und Profitgier? Wenn es um Stellungen und Positionen geht wird viel unternommen. Jemand, der anderer Meinung ist, wird schnell aus dem Wege geräumt. Gott, manchmal frage ich mich, wo dein Sohn wohl heute in unserer Zeit wäre. Egal, auch wenn der andere Recht hat, können heute nur wenige ihr eigenes Unrecht einsehen. Lieber schaffen sie den anderen aus dem Weg und hoffen, dass es keiner gemerkt hat. Nicht nur für die römische Besatzungsmacht, sondern auch für die Gesetzeshüter deines eigenen Volkes, war dein Sohn ein Dorn im Auge. Jeder, der größer sein wollte wie dein Sohn, oder es besser wissen wollte, nahm an ihm Anstoß. Ich muss feststellen, auch da hat sich bis heute nichts verändert.
Doch wer hoffen will, wer sich auf die Suche macht, wer merkt, dass ihm in der Dunkelheit und Kälte dieser Welt etwas verloren gegangen ist, dem bleibst du nicht fremd. Du hast deine eigene Art unsere Wunden zu heilen und hast dich nicht gescheut deinem Sohn auch Schmerzen und Entbehrungen aufzuladen. Du bist ein Gott, der durch Leiden heil macht. Du selbst hast auch gelitten, als du uns Menschen sahst, wie wir durch unsere falschen Entscheidungen unser eigenes Leben zur Hölle machen und noch nicht einmal einen Ausweg wissen.
Danke Gott, dass dein Sohn unser Ausweg ist, auch wenn wir uns seinen Weg nicht ausgesucht hätten!

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