Sonntag, 26. Juni 2016

Bungalow im Jammertal - der Teufelskreis des Jammerns


Bungalow im Jammertal
(1406161608-1638)

Ich habe mir im Jammertal inzwischen einen schicken Bungalow erstellt. Immer öfters kam ich hier her, immer länger verweilte ich hier. Aus Stunden wurden Tage und aus Tagen Monate ja sogar Jahre.
Als ich merkte, dass ich mich im Jammertal eigentlich recht gut auskannte, beschloss ich anfangs einmal ein Zelt dorthin mitzunehmen. Doch das Zelten wurde mir zu lästig und unbequem, und ich jammerte nur über die Unannehmlichkeiten.
Das ständige Jammern und Nörgeln habe ich mir längst zur Gewohnheit gemacht und das Gute in den schweren Zeiten kann und will ich schon lange nicht mehr sehen. Verantwortung übernehmen will ich auch nicht, denn ich finde immer etwas oder gar jemand, auf den ich meine Schuld schieben kann, um dann im gewohnten Stiel weiter zu jammern.
Bald reichte mein eigener Horizont nicht mehr über das Jammern hinaus. So beschloss ich kurzerhand mich im Jammertal häuslich niederzulassen.
Einen schicken Bungalow habe ich mir bauen lassen und an Komfort und Luxus fehlte es mir nicht. Auch an ein nettes Gästezimmer habe ich gedacht.
Leider musste ich nach der Erstellung feststellen, dass die Gegend überhaupt nicht erschlossen war. Es gab weder Elektrizität noch Wasser. All die Bau- und Transportleute, die es mit mir zu tun hatten, hatten sich auch wieder ganz schnell und auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht. Immer hatte ich ihren Rat, mich nicht hier niederzulassen in den Wind geschlagen.
Zu Besuch wollte zu mir auch niemand kommen. Mein nettes Gästezimmer blieb ständig leer. So saß ich nun alleine in meinem Luxusbungalow im Jammertal und konnte inzwischen wirklich nichts anders mehr, als ständig vor mich hinzujammern. Völlig vereinsamt war ich. Nicht einmal das Reparaturpersonal wollte sich unnötig mit mir abgeben. Schuld dafür waren natürlich immer die anderen. Ich hatte ja schließlich meine Berechtigung zu jammern. Doch dass mir diese schon überhaupt nichts Gutes brachte, daran konnte ich vor lauter Gejammer nicht mehr denken.

Thema:   der Teufelskreis des Jammerns

Leitgedanken:
Es gibt Menschen, die sich Unzufriedenheit und Jammern zur Gewohnheit gemacht haben. Die Mehrheit ihrer täglichen Gedanken und auch die daraus resultierenden Worte spiegeln dieses wieder (sie verbringen mehr und mehr Zeit im Jammertal und lassen sich schließlich häuslich nieder). Mit aller Gewalt (gegen den Rat der Bauleute) setzen sie ihren sturen Willen durch. Sie bekommen was sie wollen (den Luxusbungalow) doch alles was sie haben, nützt ihnen gar nichts um glücklich zu sein (die Gegend ist nicht erschlossen). In ihrem Gejammer fühlen sie sich im Recht, doch niemand will etwas mit ihnen zu tun haben (keine professionellen Menschen bleiben lange und keine Gäste kommen, ganz egal wie nett das Gästezimmer eingerichtet ist). Sie vereinsamen zunehmend und nicht einmal Mitmenschen, die anfangs noch Mitleid mit ihnen hatten (Reparaturpersonal) halten es lange mit ihnen aus. Ihr dummes Gejammer sein zu lassen wollen sie erst nicht und dann stellt sich zunehmend die Frage, ob sie es überhaupt noch können.

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